"Es ist das besondere Flair von Umsonst & Draußen"
Interview mit dem Vereinsvorsitzeden Wolfgang Kuhlmann

1975 war es, als einige Musiker in Vlotho ein Festival organisierten. Sie nannten es Umsonst & Draußen, wollten gemeinsam mit den Besuchern ein großes Fest feiern. Noch heute, 26 Jahre später, gibt es dieses Kulturfestival. Es wir vom 31. August bis 2. September in Vlotho gefeiert. Veranstalter ist der Vlothoer Verein "Umsonst & Draußen Kultur e.V.". Von Beginn an mit dabei ist Vereinsvorsitzender Wolfgang Kuhlmann.

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Wolfgang, Du bist von Beginn an bei Umsonst & Draußen mit dabei. Warum?
Wolfgang:
Es ist einfach dieses besondere Flair von unserem Festival. Menschen aus ganz Deutschland kommen zusammen - Musiker, Künstler, Helfer, Besucher und veranstalten für drei Tage gemeinsam ein Festival. Es sind unterschiedliche Menschen, die im Rahmen von Umsonst & Draußen zusammenkommen. Das macht den Reiz aus, immer wieder den Vorbereitungs-Streß in Kauf zu nehmen.

Wie ist es eigentlich 1975 mit dem Umsonst & Draußen angefangen?
Wolfgang:
Damals gab es für Bands kaum eine Möglichkeit aufzutreten. In Vlotho haben wir uns überlegt einfach selber ein Festival zu organisieren. Jeder kannte jemanden, der helfen konnte. Kontakte zu den Schneball-Bands wie Embryo, Missus Beastly und so gab es auch. Zwei Tage haben wir dann auf dem Winterberg in Vlotho gefeiert, hätten nie damit gerechnet, das über 5000 Menschen kommen. Im Anschluß an das Festival haben wir sogar ziemlich schnell 1000 Schallplatten vom U&D verkauft.

Und wie ging es dann weiter?
Wolfgang:
Im nächsten Jahr kamen schon 15000 Menschen, 1977 waren es dann auf dem Amtshausberg bereits 30000 Besucher. Damals hat sogar das ZDF, der WDR und der NDR über uns berichtet. Das Vlotho-Festival wurde immer mehr bekannt und in den folgenden Jahren noch mehr. 1978 sind wir dann nach Porta Westfalica in die Steinkuhle umgezogen und haben ein Fest mit 70000 Menschen gefeiert. Als dann 1979 weit über 100000 Besucher kamen, waren die Grenzen des Machbaren erreicht. Noch mehr Gäste hätten wir organisatorisch nicht mehr bewältigen können, haben daher ein Jahr Pause geplant.

Aber das hat ja nicht ganz geklappt, es ging ja erst 1990 wieder in Porta weiter.
Wolfgang:
Stimmt, es waren schließlich elf Jahre Pause. Aber dann waren wir wieder da und haben das U&D erst in Porta und von 1991 bis 1993 in Vlotho auf den Weserwiesen durchgeführt. Weil wir von der Bahn zu hohe Auflagen bekamen, mußten wir dann erneut eine Pause einlegen und haben dann erst 1997 in Bückeburg-Warber wieder Umsonst & Draußen gefeiert, leider nur für ein Jahr. Zum Glück ist es uns gelungen zu unserem 25. Geburtstag wieder nach Vlotho auf die Weserwiesen zurückzukehren. Allerdings hatten wir Pech mit dem Wetter. Drei Tage Dauer-Regen. Das hätte uns fast das Genick gebrochen. Aber trotzdem waren an den drei Tagen noch 15.000 Menschen auf dem Gelände.

Und hat das nicht ein gehöriges Minus in der Kasse gegeben?
Wolfgang:
Natürlich, am Ende waren es 20.000 Mark, die wir zum Teil durch unsere Benefiz-Konzerte mit den Late September Dogs wieder rein bekommen haben. Aber auch ein Teil der Mitglieder hat uns zinslose Darlehn gegeben. Außerdem haben viele Menschen spontan Geld gespendet. Das muß natürlich in diesem Jahr wieder reinkommen. Und dafür arbeiten wir nun wieder seit Ende letzten Jahres.

Das hört sich nach viel Arbeit an, wie bewältigt Ihr das als Verein?
Wolfgang:
Nur mit unseren Vereinsmitgliedern geht das natürlich nicht. Während der drei Tage werden rund 200 ehrenamtliche Helfer zum Gelingen von U&D mit beitragen. Aber auch die Besucher sind bei uns nicht nur passive Konsumenten. Das ist eben das Besondere an unserem Festival, viele kommen morgens, sammeln einfach mit Müll und feiern später weiter. Aber nur so kann der Gedanke von Umsonst & Draußen weiterleben.

Am Ende kommen wir wieder zum Anfang. 1975 wart Ihr das einzige Umsonst & Draußen, im Laufe der Jahre kamen immer mehr dazu. Stört Euch das?
Wolfgang:
Ganz und gar nicht. Damals haben wir gesagt: schafft viele Umsonst & Draußen Festivals. Das war und ist gut so - besonders in der heutigen Zeit von teuren Eintrittsfestivals. Bei einem U&D kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen, genießen Sparten der Kultur, für die sie sonst keinen Eintritt bezahlen würden - also nicht besuchen würden.

Sogar in der Region gibt es mehrere U&Ds, ist das keine Konkurenz für Euch?
Wolfgang:
Ganz im Gegenteil. Seit einem Jahr arbeiten wir mit dem Moeb, Stemwede und dem Holter Meeting eng in unserer Initiative "OWL feiert" zusammen. Wir sprechen die Termine ab, unterstützen uns gegenseitig, werben gemeinsam und veranstalten einmal im Jahr ein gemeinsames Umsonst & Drinnen. Ich finde, wir beleben uns eher gegenseitig, als das wir uns Konkurenz machen.

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